Selbstbewusste Unternehmen

Unternehmen sollen selbstbewusster werden

Immer häufiger sprechen Manager und die Presse davon, dass Unternehmen oder sogar Orte selbstbewusster werden sollen. Opel, so das Handelsblatt, hat unter seinem neuen Chef Karl-Thomas Neumann das Selbstbewusstsein wiedergefunden“ [Artikel Handelsblatt]. Auch Hamburg möchte Selbstbewusst auftreten, so Prof. Dr. Dieter Lenzen von der Universität Hamburg [Abendblatt]. Seiner Ansicht nach erwächst dies aus dem Geschichtsbewusstsein einer 400 Jahre alten Tradition.

Siemens will selbstbewusster werden

Siemens will selbstbewusster werden

Siemens will selbstbewusster werden. Bildquelle: WikiCommons

Wenn es beispielsweise nach dem Konzernchef Joe Käser geht, soll Siemens selbstbewusster werden [Deutschlandfunk]. Was meint er damit?
Käser sagt, er möchte seine Mitarbeiter „zu Selbstbewusstsein und Leistung motivieren“. Er möchte, dass jemand wieder stolz erzählt, er sei ein Siemensianer. Er möchte, dass der Konzern wieder an der Spitze seiner Hauptmärkte steht und dass sich, durch positive Zukunftsvisionen, die Mitarbeiter wieder mit dem Unternehmen identifizieren können.

Im Endeffekt geht es bei dem geforderten Mehr an Selbstbewusstsein um die Mitarbeiter. Sie sollen en größeres Selbstbewusstsein haben. Ein möglicher Weg dazu ist wie bei Siemens eine positive Zukunftsvision, ein anderer gute Produkte. Letztlich geht es aber um das Bewusstsein, Motivation und Fokus der Mitarbeiter, die die Vision schaffen und leben. Die Mitarbeiter müssen Produkte entwerfen, auf die sie, die Verkaufskanäle und die Kunden stolz sind. Wie kommen Unternehmen da hin?

Microsoft will selbstbewusste Mitarbeiter

Microsoft definiert erwünschtes Selbstbewusstsein für seine Mitarbeiter als die Möglichkeit „Fähigkeiten einzubringen und Bedürfnisse zu definieren“ [Microsoft Leitwerte]. 

Warum – die „Y“-Generation

Diese Entwicklungen passen mit den Bedürfnissen der „Y-Generation“ der 1980 bis 1995 geborenen, die seit einigen Jahren auf den Arbeitsmarkt drängt, recht gut zusammen. Für sie ist Selbstbestimmung und Sinn-Erfüllung besonders wichtig [Die Zeit]. Die Selbstverwirklichung funktioniert über größere Eigenverantwortung, über Integration des Berufs in die Freizeit und umgekehrt. Das Bedürfnis der „why“-Generation erfordert jedoch auch eine Entwicklung von den Menschen, bei denen die Anforderungen im Berufsleben besonders stark von den Erfahrung aus der Schule abweichen. Gerade die Generation der 1980 bis 1995 geborenen braucht ein Selbstbewusstsein, das es ermöglicht, die gestellten Anforderungen und Aufgaben zu bewältigen, Vertrauen zu erwecken. Aber eben auch ein Selbstbewusstsein das selbstreflektiert ist und immer wieder das Feedback aus der Realität aufnimmt.

Darum ist Selbstbewusstsein für Unternehmen so wichtig

Aber auch die etablierten Arbeitskräfte brauchen mehr Selbstbewusstsein, um einen Wandel der Unternehmenswerte zu ermöglichen. Laut Gallup haben heute bereits ca. 61% der Arbeitskräfte innerlich gekündigt  [Engagement-Index]. Viele arbeiten sich in den Burn-Out, u.A. weil ihre Leistung nach Anwesenheitsstunden bewertet wird und sie selbst in ihrer Freizeit stets bereit sein müssen, über Smartphone E-Mails zu beantworten oder für Kunden und Führungsebenen erreichbar zu sein.

Wer Vertrauen in die eigene Stärke hat, wagt mehr einzubringen. Wer das Gefühl hat, dass das was er tut auch etwas bewirkt, bringt sich ebenfalls mehr ein (die „Selbstwirksamkeit“ ist auch ein wichtiges Element jeder Erfolgspersönlichkeit). Unternehmen leben vom Engagement und dem Know-How ihrer Mitarbeiter. Und darüber hinaus sind die Mitarbeiter auch wesentlich zufriedener, wenn sie selbstbewusster werden und das Ergebnis ihres Engagements in den Produkten und Dienstleistungen ihres Unternehmens wiederfinden.

Es kann daher nur im Interesse der Unternehmen sein, das Selbstbewusstsein der Mitarbeiter zu stärken. Das geht Hand in Hand mit Vertrauen und dem „organischen“ Ausweiten der Entscheidungskompetenzen für den Zuständigkeitsbereich der Mitarbeiter.

Im Sport wird es leichter sichtbar

Fußball ist immer wieder interessant, weil Handlungen sofort sichtbar werden und Erfolg im direkten Konkurrenzkampf mit „anderen Mitarbeitern“ sichtbar wird.

Als der SC Paderborn mit dem Budget eines Zweitligisten nach 4 Spieltagen Tabellenführer der 1. Bundesliga war, sagte der verantwortliche Trainer Andre Breitenreiter: „Wir versuchen, in unterschiedlichen Systemen variabel zu spielen und die Jungs wissen, was sie auf dem Platz zu tun haben – in dem jeweiligen System. Und  dieses Vertrauen in die eigene Stärke führt natürlich dazu, dass man Selbstbewusst wird. Und dann den Gegner attackiert und unter Druck setzt, weil man weiß, dass man eine gute Chance hat. Und das machen sie im Moment wirklich perfekt.“ [Sportstudio 20.9.14]

Was Unternehmen davon lernen können ist, dass Mitarbeiter das Vertrauen darin haben müssen, dass das was sie tun  auch etwas bewirkt, damit sie sich überzeugt engagieren. Wenn Mitarbeiter selbstbewusster werden, kommt das beim Kunden als Kompetenz und Engagement an, das spiegelt sich in den Produkten und Dienstleistungen wieder und es stärkt die Mitarbeiterzufriedenheit. Die guten Mitarbeiter werden im Unternehmen bleiben wollen. Und all das ist es doch, was Unternehmensführer wollen.

 

 

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